Der deutsche Rekordler gewinnt als erster Europäer in Zürich ein Hindernisrennen/Sommernachtstraum im Letzigrund
VON EWALD WALKER, Zürich
„Die Zielgerade war ein unglaubliches Gefühl“, jubelte Frederick Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen). Der 28-jährige deutscher Rekordhalter wurde von 26 0000 Zuschauer im Züricher Letzigrund begeistert gefeiert wie einst Dieter Baumann bei seinem 5000-Meter-Europarekord 1997. Ruppert holte sich über 3000 Meter Hindernis auf der Strecke der Afrikaner in 8:09,02 Min. vor dem Kenianer Edmund Serem im zweitschellsten Rennen seiner Karriere den ersten deutschen Sieg und den eines Europäers über 3000 Meter Hindernis in der Königsklasse der Leichtathletik – eine historische Leistung.
Fünf deutsche Rekorde durch Robert Farken (1500 Meter und der Meile, Mohamed Abidlaahi über 5000 Meter und Frederick Ruppert über 3000 Meter Hindernis) stehen für einen deutlichen Aufschwung der deutschen Läuferszene. Zuletzt hat im Letzigrund mit Thomas Wessinhage über 5000 Meter vor 45 Jahren ein deutscher Läufer einen Sieg davongetragen. Ruppert präsentierte sich stolz mit der schwarz-rot-goldenen Fahne auf den Schultern und küsste euphorisch den Diamaten. Der TV-Marathon war ihm sicher und fast genauso anstrengend wie das Rennen selber.
Ruppert lief taktisch hervorragend von Position vier aus am Ende mit einem fantastischen Schlussspurt zum Sieg. „Auf der Gegengerade habe ich gewusst, ich gewinne das Rennen“, hatte er da auf seine Spurtfähigkeiten gesetzt. „Ich bin sehr schnell in meinen Rhythmus gekommen, aber von einem Diamond-League-Sieg hatte ich nie geträumt“. Seine außergewöhnliche Leistung wurde belohnt mit einem satten Aufschlag fürs Sparkonto: 50000 Dollar gibt es für den Sieg beim Finale der Diamond League.
An gleicher Stelle war Damian Kallabis (Kornwestheim/Berlin) 1997 über die Hindernisse in 8:09,48 Min. Europarekord gelaufen. Diesen deutschen Rekord hat Ruppert in Rabbat um acht Sekunden unterboten, liegt damit auf Platz zwei der Weltjahresbestenliste und ist somit drittschnellster Europäer aller Zeiten. „Es ist schon unglaublich, was heute passiert ist“, brach die Freude immer wieder aus dem gebürtigen Achener heraus.
Maßgeblicher Grund seiner Leistungsentwicklung sei sein Wechsel vor zwei Jahren nach Tübingen zu Isabelle Baumann gewesen und eine Veränderung in der Trainingssteuerung: Höhere Umfänge mit webniger Intensität. „Das Ergebnis von Freddy heute war auf dem letzten Kilometer ein starke Ansage und gibt viel Selbstvertrauen“, kommentierte Isabelle Baumann, die extra aus Tübingen angereist war, Rupperts Husarenstreich, während Ruppert selber aus dem Höhentraining der letzten Wochen in St. Moritz im Auto angereist war.
Baumann blickte damit auf den Saisonhöhepunkt der WM in Tokio vom 13. bis 21. September voraus. „Ich will ins Finale und dann ist alles möglich“, gibt sich Ruppert vorsichtig optimistisch, „natürlich träumt man irgendwann von einer Medaille, entweder jetzt oder in zwei Jahren“. Ruppert liegt mit seiner Bestleistung von 8:01,49 Min. aus Rabbat auf Rang zwei der Weltjahresbestenliste, nur der marokkanische Doppel-Olympiasieger Soufiane El Bakkali ist um 79 Hundertsel vor dem deutschen Meister des Vorjahres platziert.
Man mag kaum daran denken und dennoch: der Schwabe Patriz Ilg wurde 1983 in Helsinki erster und einziger Deutscher sensationell Weltmeister über die Hindernisstrecke.
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