In der Kurzinterview-Serie erzählt dieses Mal Markus Fendt (rechts im Bild) von seinen Erlebnissen bei der LAV als Athlet und später Trainer und Pressewart. Er hat einige spannende Anekdoten mitgebracht und erzählt uns auch, was er heute macht. 

Wann warst du bei der LAV und was hast du in der LAV gemacht?

Ich war seit der Gründung der LAV dabei, zuerst als sehr mittelmäßiger Athlet, dann aber lange als Trainer und Pressewart. Eigentlich sollte ich am Anfang im Trainingslager nur ein bisschen als Stabhochsprung-Trainer aushelfen. Daraus wurde dann ein regelmäßiges Stabhochsprung-Training für die Mehrkämpfer, von denen dann manche zum Spezialisten wurden. Später habe ich das Training der Jugendlichen übernommen, und als die dann älter wurden, das der Junioren und Aktiven. Vor allem habe ich Sprinter und Springer trainiert, aber es gab auch viele Ausflüge in den Mehrkampf, zum Hürdenlaufen, und auch in die Mittelstrecke.

Meine Trainingsgruppen waren immer ein bunter Mix von sehr engagierten Athlet*innen verschiedenen Alters und verschiedener Leistungsklassen. Da gab es Sportstudent*innen, die sich nur auf irgendwelche Prüfungen vorbereiten wollten, Jugendliche, die die Leichtathleten nur des Spaßes wegen betrieben haben und gar nicht so sehr an Wettkämpfen interessiert waren, und dann eben auch eine Menge an talentierten Sportler, die Wettkampfsport auf allen Ebenen gemacht haben. Viele hatten Bezirks- oder Landesmeisterschaften als Saison-Highlight, einige die süddeutschen oder deutschen Meisterschaften, aber wenige auch internationale Meisterschaften oder gar olympische Spiele. All diese Athlet*innen sind nun nicht mehr aktiv, aber einige Namen sind eventuell noch bekannt. Der Erfolgreichste war ohne Zweifel Marius Broening, der es als 100 Meter-Sprinter mit der Nationalstaffel zweimal zu Olympia schaffte und an Junioren-Weltmeisterschaften und Europameisterschaften teilnahm.  Dann gab es eine Vielzahl erfolgreicher Stabhochspringer*innen, z.B. Nicola Tietze, Anja Wenk, Sören Volck, Sven Rieth, Patric Laxander, Melanie Grimm  (die sich ja seit langem als Trainerin in der LAV engagiert), oder sogar Stefan Wenk, der dann Weltklasse-Speerwerfer wurde. Sehr gern erinnere ich mich auch an die Sprintstaffeln, nicht nur an die der Männer, in der Marius zusammen mit Peter Rapp, Martin Apfel und Manfred Wiedemann einige Erfolge feiern konnten, sondern auch an die der Frauen, in der Franziska Dobler jahrelang eine wichtige Rolle spielte.

Was ist deine beste Erinnerung an die Zeit in der LAV? 

Ehrlich gesagt gibt es so viele Erinnerungen, dass es mir schwer fällt, hier eine herauszugreifen. Vielleicht ist es die an den ersten wichtigen Wettkampf von Marius Broening mit mir als Trainer, in dem er in Vorlauf, Zwischenlauf und Endlauf bei den Landesmeisterschaften einen persönlichen Rekord nach dem anderen lief und damit Landesmeister wurde und ich damit sicher sein konnte, dass sich die vielen Trainingseinheiten mit ihm über einen langen Winter gelohnt hatten. Vielleicht war es auch Marius‘ Berufung ins Team zu den Junioren-Meisterschaften in Jamaika oder zu Olympia in Athen? Oder war es ein Stabhochsprung-Wettkampf in Esslingen, zu dem die LAV mit über einem Dutzend Stabhochspringer anreiste und wirklich jede Altersklasse gewann? Ich erinnere mich auch gern an einen etwas chaotischen Schüler, von dem sein Sportlehrer hoffte, dass ihm die Leichtathletik helfen würde, etwas geordneter durchs Leben zu kommen und aus dem ein erfolgreicher Athlet wurde, der auch die Schule und später seine Ausbildung  gut meisterte und inzwischen erfolgreich im Berufs- und Familienleben steht. Eine nette Anekdote ist auch, dass auch mal die Bild-Zeitung über ein Pärchen in meiner Trainingsgruppe berichtete…

Was vermisst du am meisten an der LAV?

Wir waren ein tolles Team, sowohl die Trainer als auch die Trainingsgruppe. Wir hatten wirklich sehr viel Spaß und dazu noch gute Erfolge, eine Kombination, die auf Dauer nicht ganz einfach ist. Diese tolle Kombination hatte ich bei der LAV über viele Jahre und habe sie in dieser Form nicht wieder gefunden.

Was machst du heute?

Ich bin Neurobiologe und hatte am Ende meiner LAV-Zeit in Tübingen eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiter, die aber zeitlich befristet war. 2006 bin ich von Tübingen aus nach Basel und habe dort 6 Jahre in einem großen Pharma-Konzern als Wissenschaftler gearbeitet. Seit 2012 wohnen wir, d.h. meine Frau Anna und unsere Kinder Malte (16 Jahre) und Helen (15 Jahre) in Magdeburg. Ich arbeite dort an der Universität, d.h. ich bilde zukünftige Ärzt*innen in Pharmakologie aus und bin für eine große Forschungsgruppe verantwortlich, die neurobiologische Grundlagen-Forschung macht.

Bist du der Leichtathletik treu geblieben oder hast du eine andere Leidenschaft weiterverfolgt?

Ich habe mich später in Lörrach nochmals für kurze Zeit als Trainer engagiert. Das mache ich in Magdeburg bislang nicht und werde es sehr wahrscheinlich auch nicht mehr machen. Meine Leidenschaft gilt seit einigen Jahren der Hobby-Ornithologie (Birding). Seit vielen Jahren laufe ich 2-3 Mal pro Woche etwa eine Stunde, und das reicht mir als sportliches Engagement. Bei den Groß-Ereignissen kann ich jedoch immer noch stundelang vor dem Fernseher sitzen und Leichtathletik gucken. Mein größter sportlicher Erfolg in den letzten Jahren war, dass wir Nachbarn von David Wrobel waren, der es ja dann nach Tokio geschafft hat ;-).

Verfolgst du noch die LAV und ihre Athleten?

Leider nicht sehr regelmäßig, aber doch ab und zu. Ich freue mich wahnsinnig, dass im LAV-Team so viele ehemalige Athlet*innen dabei sind, wie zum Beispiel Peter Rapp, Melanie Grimm, Fabian Vogt, Susanne und Dieter Göhring, oder auch ‚alte‘ Trainerkollegen wie Uli Böckle und Andrea Schneider-Wolf.