Tübingen. Heute nimmt uns Timo Göhler einen Tag lang mit in seinen Alltag. Er erzählt uns von seinem Training, seinem Job und nimmt uns direkt mit zum gestrigem Abschlusstraining vor der DM Langstrecke – in der Hoffnung, dass er dort auch starten darf. Denn momentan steht das noch in den Sternen. 

Ein Tag im Leben von Timo Göhler: Wettkampf-Edition

Es ist Dienstag, vier Tage vor der Deutschen Meisterschaft über 10.000m in Mainz, an der ich am folgenden Samstag teilnehmen möchte. Das bedeutet, heute steht meine letzte harte Einheit vor der Meisterschaft an, ein kurzes Intervall-Programm auf der Bahn. Heute möchte ich euch zeigen, wie ein solcher Tag für mich aussieht und wie ich den letzten harten Tag innerhalb einer Wettkampf-Woche gestalte. Leider gibt es Ungewissheit darüber, ob wir LAV-Athleten starten dürfen, da durch das neue Bundesnotbremsen-Gesetz (bitte Lissy nachschauen, wie das heißt J ) nun nur noch Profisportler und Kaderathleten startberechtigt sind. In der Hoffnung auf einen Start ziehe ich mein Training dennoch wie geplant durch.

8 Uhr: Ich stehe um 8 Uhr auf und nehme ein klassisches Frühstück zu mir – zwei Brötchen vom Bäcker mit Nutella, Honig und Marmelade, dazu einen großen Kaffee.

Die Anspannung steigt, während ich meine Tasche mit Spikes, kleinem Snack, Wechselkleidung und etwas zu trinken packe. Ich gehe mental schon mal das Training durch, nebenbei versuche ich mich noch, etwas „geschmeidig“ zu dehnen.

10 Uhr: Um 10 Uhr holt mich ein Vereinskollege Björn Juschka ab, mit dem ich mich heute für das Abschluss-Workout verabredet habe. Wir laufen gemeinsam zur Bahn und tauschen uns beim warmmachen schon intensiv über die neuesten Entwicklungen, das bevorstehende Training, mögliche Wettkämpfe usw. aus.

An der Bahn angekommen, machen wir gemeinsam Koordination und ein paar Drills – das gehört zu jeder sinnvollen Workout-Vorbereitung einfach dazu. Schließlich machen wir noch ein paar Steigerungen, dann kann das Training endlich losgehen.

Wir haben uns heute mit unseren Trainern für 15x400m mit kurzer Trabpause von 200m entschieden – ja nicht noch zu viel Belastung vor dem näherkommenden Wettkampf, aber dennoch dem Körper noch einen letzten Reiz verpassen. Es ist dabei wichtig, die richtige Balance zwischen Belastung, Erholung und Vorspannung zu treffen, was mir selbst nach jahrelanger Läufererfahrung nicht immer gelingt. Die Bedingungen sind nahezu ideal, wir wechseln uns nach jedem zweiten Lauf ab.

Für die letzten fünf Läufe wechsle ich in Spikes, in denen ich am Wochenende meinen Wettkampf bestreiten möchte. Es ist wichtig, ein Gefühl für die Schuhe zu bekommen und den Füßen die Chance zu geben, sich an die ungewohnte Belastung und Schuhe zu gewöhnen. Die Läufe werden jetzt etwas schneller und orientieren sich eher am 5000m-Tempo anstatt der 10.000m-Pace.

12 Uhr: Wir haben das Workout geschafft. Ich habe ein gutes Gefühl – die Vorfreude auf den Wettkampf steigt. Ich esse kurz einen Snack bevor wir auslaufen gehen (Björn hatte ein Snickers dabei)  Wieder zuhause angekommen, gehe ich schnell Duschen, packe mir ein Vesper für die Arbeit und nehme ein kurzes Mittagessen zu mir.

Denn der zweite Teil des Tages wartet noch auf mich: Ich fahre mit dem Fahrrad in die Weststadt, wo ich in einem kleinen Tübinger Biotech-Unternehmen angestellt bin (Synovo GmbH), welches mich und die LAV Tübingen als Sponsor unterstützt. Dort arbeite ich als Projektmanager / Business Development Manager.  Da ich meine Arbeitszeiten relativ frei gestalten kann, konnte ich heute meine Arbeitszeiten aufgrund des vormittäglichen Trainings auf 13-17Uhr festlegen. Ich bin zwar heute alleine im Büro, mache aber nach Ankunft erst einmal einen Corona-Selbsttest.

17 Uhr: Ich radle wieder nach Hause. Im kühlen Fahrradtunnel überlege ich mir schon eine Strecke für die zweite Einheit heute Abend. Denn nach einem kleinen Snack zuhause schnüre ich noch einmal die Laufschuhe und gehe noch einmal eine kleine Runde laufen: 30 Minuten shake-out. Ganz lockeres Traben auf weichen Trails, um nach dem Workout noch einmal etwas lockerer zu werden.

18:30: Wieder zuhause angekommen, mache ich ein kurzes Dehn- und Stabiprogramm. Obwohl dies für einen Sportler eigentlich Alltag sein sollte, muss ich mich auch jedes Mal wieder dazu zwingen und daran erinnern.

19:30: Nach dem Duschen geht’s ans Kochen: Wie es sich für einen Läufer gehört, gibt es heute ganz klassisch Pasta mit Tomatensoße.

20:30: Nun folgt entweder ein bisschen Erholung (TV, Laptop…) oder ich gehe noch los, etwas einkaufen. Heute entscheide ich mich für die Erholung, lasse den Tag nochmal Revue passieren und denke auch schon über den kommenden Wettkampf nach.

23-24 Uhr: Zwischen 11 und 12 Uhr abends geht’s ins Bett. Morgen steht nur eine Einheit an, daher klingelt der Wecker wieder etwas später. Die nächsten Tage werden nur mit lockeren Lauf-Einheiten gefüllt, bis am Samstag hoffentlich der Start bei der Deutschen Meisterschaft ansteht. Da seit letztem Jahr die Wettkampfgelegenheiten ziemlich rar gesät sind, spüre ich praktisch minütlich die Anspannung in mir ansteigen. Ich kann es kaum erwarten, gemeinsam mit meinen Teamkollegen Hanna Gröber, Katja Fischer, Lorenz Baum und Tony Tomsich bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000m am Start zu stehen!